Rettung für die MooreSchutzprojekte auf dem Prüfstand

Intakte Moorlandschaften sind Garanten für biologische Vielfalt und Klimaschutz. Die Heinz Sielmann Stiftung engagiert sich für den Erhalt der Moore. Aber wie erfolgreich sind Moorschutzprojekte? Ein neues Konzept zur Erfolgsmessung liegt vor.

Wissenschaftlicher Input für erfolgreiches Arbeiten – die Heinz Sielmann Stiftung kooperiert mit der Universität Hildesheim

Seit einigen Jahren setzt sich die Heinz Sielmann Stiftung für Studierende in ein. Seit 2015 unterstützt die Heinz Sielmann Stiftung in Kooperation mit der Universität Hildesheim eine Abschlussarbeit des Masterstudienganges „Umweltwissenschaft und Naturschutz“. Die Arbeit legt ein Monitoringkonzept vor, das Kriterien zur Erfolgsbeurteilung für Moorschutzmaßnahmen bereitstellt. Anwendung findet das Konzept im Moorschutzprojekt „Torferhalt durch Grabenverschluss“ im Bergen-Weißacker Moor in der Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen. Geplant ist, dass dieses Konzept zur Erfolgskontrolle aller Moorschutzprojekte heran gezogen werden kann.

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Erfolgreicher Moorschutz nur mit Erfolgsmessung

Zahlreiche Moorschutzprojekte wurden deutschlandweit bereits umgesetzt, auch auf den Flächen von Sielmanns Naturlandschaften. Aufgrund fehlender Erfolgskontrollen blieb aber häufig unklar, ob das Projekt die angestrebten Ziele tatsächlich erreicht hatte. Das Konzept legt nun fest, wie die im Moor durchgeführten Maßnahmen bewertet werden können.

So werden unerwünschte Entwicklungen frühzeitig erkannt und Modifikationen (Anpassungen) können eingeleitet werden, um die Ziele optimal zu erreichen.

Im Bergen-Weißacker Moor wurden seit 2014 Gräben verschlossen, um das Torfwachstum zu beleben, den Wasserhaushalt zu stabilisieren und die moortypische Vegetation zu fördern. Die Maßnahme wurde vom Förderprogramm „Integrierte Ländliche Entwicklung“ (ILE) gefördert.

Wie geht es dem Moor? Das Konzept - Bestandsaufnahme des Bergen-Weißacker Moores

Die Erfassung des Status Quo eines Gebietes vor Beginn der Revitalisierungsmaßnahme ist eine wichtige Bewertungsgrundlage. Dazu wurden verschiedene Informationen zusammengetragen: Historische Kartenblätter und die im Gebiet heute noch sichtbaren Torfstiche belegen z. B. den ehemaligen Torfabbau. Darüber hinaus wurde der Moorwasserhaushalt durch die Bewirtschaftung eines Braunkohlentagebaus, in der Umgebung in den vergangenen Jahrzehnten beeinflusst. Bodenkundliche Aufnahmen belegen ein Wasserdefizit im Moorkörper. Jedoch hat sich im Zentrum des Bergener Moores in den tieferen Schichten ein intakter Torfkörper erhalten, nämlich dort, wo seit Jahrzehnten von Naturschützern künstlich Wasser zugeführt wurde.

Wichtige Messgrößen im Moor: Wasser, Vegetation, Torf

Im Bergen-Weißacker Moor wird die Verbesserung des Moorwasserhaushaltes angestrebt. Um diesen zu bewerten, werden Volumen, Verteilung und Bewegung des Grundwassers gemessen. Aber auch bodenkundliche Kenntnisse über den Zustand des Torfkörpers sowie wasserspezifische Daten aus der Nähe des Moores dienen der Beurteilung des Moorwasserhaushaltes.

Um die Entwicklung der Pflanzenbestände nach Projektende beurteilen zu können, sollte nach drei Jahren eine Aufnahme der Bestände erfolgen.

Langfristig soll erreicht werden, dass der Torf im Moor wieder wächst und der Torfkörper stabilisiert wird. Hier sind die Beobachtungen besonders schwierig, weil Torf sehr langsam wächst. Man behilft sich deshalb mit z.B. mit Wasser- und Vegetationsdaten, um abzuleiten, ob bereits gute Bedingungen für das Torfwachstum herrschen.

Die Beurteilung der Maßnahmenwirkung auf den Torfkörper und auf die Vegetation erfordert lange Zeiträume. Deshalb wird eine Erfolgskontrolle von über zehn Jahren empfohlen.

Wie geht es weiter? Heinz Sielmann Stiftung fördert Promotion zum Monitoringkonzept

Die Heinz Sielmann Stiftung fördert zurzeit in Kooperation mit der Stiftung Universität Hildesheim ein Promotionsvorhaben, in dem das entwickelte Monitoringkonzept umgesetzt wird. In den folgenden Jahren sollen die Daten aufgenommen, bewertet und interpretiert werden, um die Moorschutzmaßnahme im Bergen Weißacker Moor zu bewerten. Dann wird sich zeigen, ob die durchgeführten Maßnahmen ausreichend waren oder ob weitere Schritte erforderlich sind. Das Monitoringkonzept soll zukünftig ein fester Bestandteil in Moorschutzprojekten sein.


Autorin:
Sarah Matheis, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geographie der Universität Hildesheim
E-Mail: matheiss@uni-hildesheim.de

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ProjekteZweite Chance für unsere Moore

Der Braunkohletagebau hat viele Landschaften in Deutschland stark geschädigt. Besondere Sorgenkinder sind die Moore. Die Heinz Sielmann Stiftung sorgt mit Schutzmaßnahmen dafür, dass sich die Gebiete erholen können. Damit wieder ein naturbelassener Lebensraum entsteht, von dem Menschen, Tiere und Pflanzen profitieren.

Die Auswirkungen der Grundwasserabsenkungen vom Kohletagebau sind sichtbar: Alter Baumbestand ist verdorrt, seltene Tier- und Pflanzenarten immer rarer, die Wasserquellen versiegt und Moore ausgetrocknet – mit der Folge, dass die Torfe sich durch Kontakt mit Luft zersetzen. Dadurch entweichen riesige Mengen Kohlendioxid und Lachgas – beide Gase sind klimaschädigend und tragen erheblich zum Klimawandel bei. Mit Wiederanstieg des Grundwassers erhielten die Moore zwar wieder etwas Wasser. Doch die typische Moorvegetation war verschwunden. 

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Rettungsplan für Moore im ehemaligen Tagebaugebiet: Flächenkauf und „Therapieplan“

Zur Rettung und Wiederbelebung der wertvollen Moorflächen erwarb die Heinz Sielmann Stiftung in den letzten 11 Jahren in vier Moorgebieten bisher rund drei Quadratkilometer Land und erarbeitete mit Partnern Konzepte zur Revitalisierung. Die Kosten von etwa 383.000 Euro wurden aus Spendengeldern, Fördermitteln des Landes Brandenburg, des Naturschutzfonds Brandenburg sowie durch den Landkreis Dahme-Spreewald finanziert. Insgesamt standen bisher 203.300 Euro Fördermittel für Moorschutzmaßnahmen zur Verfügung. Die Stiftung engagiert sich seit dem Jahr 2000 in Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen, seit 2005 in vier Moorgebieten dort.

Bergen-Weißacker Moor74,80 ha
Heidegrund Grünswalde

68,10 ha

Gehrener Mühlbusch16,30 ha
Borcheltsbusch und Brandkieten     113, 60 ha

 

Jeder Moortyp benötigt passgenaue Maßnahmen – Doch wenn das Wasser richtig fließt, erholen sich alle Moore

Nach detaillierten Erhebungen konnten Schutzmaßnahmen für die vier Moore in Angriff genommen werden. Alle Gebiete benötigen eine umfassende Neuorganisation des Wasserzu- und ablaufs. Denn Wasser ist das Elixier für den Erhalt und die Entwicklung einer naturbelassenen Moorlandschaft für Tiere und Pflanzen. Fast alle Moore sind als besonders erhaltenswert im Schutzgebietsnetz Natura 2000 aufgenommen.

Wasser holen: Schotten dicht machen und Quellen aktivieren

Das Schutzgebiet Bergen-Weißacker Moor ist ein Durchströmungsmoor und nicht weit vom Tagebau Schlabendorf-Süd entfernt. Es konnte nur durch gezielte Zuleitung von Tiefbrunnenwasser über viele Jahre vor dem vollständigen Austrocknen bewahrt werden. Nach dem Verschluss von Gräben und dem Einbau von Dichtungsschichten konnte die Entwässerung entscheidend verringert werden und es entwickeln sich wieder typische Moorpflanzen.

Im Schutzgebiet Heidegrund Grünswalde liegen zwei wertvolle Quellmoore. Vergleichbare Moore sind in Brandenburg extrem selten. Im Moorschutzrahmenplan Brandenburgs wurde es mit der höchsten Priorität für Renaturierungsprojekte eingeordnet, denn die aktive Moorfläche hat sich um das zweiundzwanzigfache reduziert.

Entstehen sollen hier ein Verlandungs- und ein Hangmoor. Dazu wird die Quellsituation verändert, damit das Moor optimaler bewässert wird. Zugleich sollen Wasserausweichflächen geschaffen werden. Neben Grabenverschlüssen wurde zugleich das natürliche Abflusssystem wieder hergestellt. Mit dem Abtrag von erdigem Boden können sich wieder moortypische Pflanzen ansiedeln und Moorwachstum geschaffen werden. Die Kiefermonokulturen sollen durch Laubmischwälder ersetzt werden. Mehrere Kranichpaare haben hier nun einen Brutplatz gefunden.

Dem Wasser den Weg zeigen: „Kanalisation“ im Gehrener Mühlbusch

Auch der Gehrener Mühlbusch gehört zu den Schutzgebieten der Quell- und Hangmoore. Diesem Moor wurde Quell- und Oberflächenwasser durch den Betrieb mehrerer Mühlen abgezogen, Gräben entwässerten und Wasserläufe wurden zusammengelegt. Das führte zu Wasserknappheit, Erosion und Hochwassergefährdung.

Seit die Heinz Sielmann Stiftung die Flächen im Jahre 2010 gekauft hat, wurde umfassend an den Zu- und Abwasserwegen gearbeitet. So konnte das schnelle Abfließen des Wassers verzögert werden, damit es seinen heilsamen Dienst im Moor tun kann.

Fischotter, Biber und Kraniche sind hier zu Hause – Im Borcheltsbusch

Das Naturschutzgebiet Borcheltsbusch und Brandkieten liegt südlich von Luckau. Auch hier wurde die natürliche Wasserzufuhr aufgrund des Braunkohletagebaus unterbrochen. Naturschutzmaßnahmen lassen sich hier schwer realisieren, da die Eigentümerstruktur kleinteilig ist. Seit Jahrzehnten dient der Borcheltsbusch als international bedeutender Kranichsammel- und Rastplatz, in dem im Herbst bis zu 4.000 Kraniche übernachten. Die ausgedehnten Schilfgebiete bieten einer Vielzahl von seltenen Tierarten als Lebensraum. Hier kommt der Fischotter und Biber vor, Kraniche, Große Rohrdommel und Blaukehlchen brüten im Gebiet. Moorfrösche laichen in den Flachwasserbereichen. Dieses Gebiet soll in seiner Gesamtheit erhalten bleiben.

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Sterben durch VerdurstenDas Moor - ein lebenswichtiger Naturraum braucht Therapie

In den vergangenen Jahrzehnten sind in Europa infolge menschlicher Eingriffe die vitalen Moorflächen mit Torfproduktion weiter zurückgegangen. Selbst in dem moorreichen Brandenburg konzentrieren sich die naturnahen Moore nur noch auf kleine Flächen. Mit ihren vielfältigen Funktionen und ihrem Klimafaktor sind Moore aber wertvolle Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. 

Moorschutz sichert die biologische Artenvielfalt und leistet Klimaschutz

Moorschutz sichert Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Diese Rückzugsräume sichern die biologische Vielfalt in Deutschland und weltweit. Mit dem Rückhalt von Wasser in der Landschaft erhalten wir das wertvolle Gut Wasser in den Regionen. Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes ist eine Kernaufgabe des Naturschutzes. Moorschutz ist auch praktizierter Klimaschutz, denn hier sind große Mengen des Klimakillers Kohlendioxid gebunden. 

Professor Dr. Michael SuccowKlimafaktor Moor

Wachsende Moore sind die wichtigste Kohlenstoffsenke auf dem Festland. Ihr Verlust verstärkt die Klimaerwärmung dramatisch. Wer gegensteuern will, muss die Funktionstüchtigkeit dieser Ökosysteme erhalten – und die von ihnen erbrachten Leistungen monetarisieren.

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